SIP Main Campus

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4123 Allschwil,
Schweiz

Veröffentlicht am 22. Januar 2024
Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Hegenheimermattweg 167A, 4123 Allschwil, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Grundstücksfläche
40'000 m²
Nutzfläche
15'724 m²
Gebäudevolumen
266'400 m³

Beschreibung

Das Industriegebiet westlich des Hegenheimermattweges in Allschwil hat sich zu einem globalen Standort für innovative Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Medizin und Forschung entwickelt. In unmittelbarer Nähe dazu liegt auf dem heutigen BaseLink-Areal das von Herzog & de Meuron realisierte Projekt SIP Main Campus. Es schliesst an das bestehende Technologie- und Life-Sciences-Cluster und die umliegenden Sportanlagen, das Naherholungsgebiet und ein Wohnquartier an.

Angelehnt an den Typus des Hofhauses bietet der SIP Main Campus mit 50000 Quadratmetern Nutzfläche Platz für 2500 bis 3000 Mitarbeitende und ist das grösste Gebäude auf dem Areal. Der begrünte Innenhof ist über zwei gegenüberliegende, zweigeschossige Passagen erschlossen. Der fussballfeldgrosse beschattete Aufenthalts- und Pausenbereich ist mit einer Kombination aus Bäumen und tiefen Beetpflanzungen gestaltet, die eine Sichtachse auf Augenhöhe zur Orientierung freilässt. Ergänzt wird dies durch eine vertikale Begrünung mit Kletterpflanzen, die an den Pfeilern emporwachsen. Der Boden besteht aus weitestgehend unversiegelten Kiesflächen und Sickermulden in Anlehnung an die ursprüngliche Flussbettlandschaft des Areals.

Entwurfsidee

Der bewaldete Innenhof ist Teil der Grünachse, die das gesamte Gelände von West nach Ost durchzieht. Er verbindet die angrenzenden Gebäude und bietet mit zahlreichen Aufenthaltsmöglichkeiten und kleinen Sportanlagen einen sozialen Treffpunkt für das gesamte Areal. Vom Innenhof aus ist das Gebäude über vier Wendeltreppen in den Ecken erschlossen. Bis zu acht verschiedene Hauptnutzungen pro Geschoss sind möglich. Start-ups, Scale-ups und etablierte Unternehmen aus dem Biotech- und Healthcare-Sektor werden ebenso angesprochen wie Nutzungen, die zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zur Belebung des Standorts beitragen. Im ersten Obergeschoss führt die Swiss International School eine Primarschule mit Räumlichkeiten für 100 Kinder. Dadurch bleiben zusätzliche Wege minim.

Projektierung

Die Fassade zeichnet sich durch ein tiefes Ortbetonraster aus. Dieses dient nicht nur der Abtragung der vertikalen Lasten, sondern auch der Aussteifung bei Wind und Erdbeben. So bleiben die statischen Elemente im Inneren des Gebäudes gering und das Gebäude flexibel in der Nutzung. Nach aussen bietet die tiefe Fassadenstruktur hochwertige Aufenthaltsbereiche und einen konstruktiven Sonnenschutz, ergänzt durch Markisen. Im Innenhof erinnert die ausgeprägte Fassadenstruktur an Laubengänge und dient der Erschliessung und als Fluchtweg. Gleichzeitig ermöglichen vorgelagerte Aussenräume durch die Verschattung der Fassaden eine passive Kühlung, bei Bedarf ergänzt durch energieeffiziente Heiz- und Kühldeckenpaneele. Die geothermische Erschliessung deckt die Energieversorgung des gesamten Areals ab.

Realisierung

Die vertikalen Elemente des Rasters sind geneigt. Diese leichte Abweichung betont die Horizontale und unterstützt das Verständnis des Betrachters für die Massstäblichkeit des Gebäudes. Das Erdgeschoss bietet Raum für Gewerbe und Gastronomie, ein Veranstaltungssaal bietet Platz für 300 Personen und externe Veranstaltungen. Die Grundrisse der fünf oberirdischen Geschosse sind flexibel geplant, sodass entweder Labore oder Büros eingerichtet werden können. Die hohe Nutzungsbandbreite in Verbindung mit den langlebigen Materialien verlängert die Nutzungsdauer des Gebäudes.

Besonderheiten

Zentrale Punkte des Gebäudes sind die vier Treppenhäuser, die die umlaufenden Balkone im Innenhof miteinander verbinden. Zusammen mit dem Auditorium bilden sie Orte des Austauschs und der Kommunikation zwischen den Mitarbeitenden. Die Basler Künstlerin Renée Levi wurde beauftragt, ein künstlerisches Konzept für die Treppenhäuser und das Auditorium zu entwickeln. Ein lockeres Geflecht von fliessenden Linien aus weissem Putz verleiht jedem Treppenhaus einen eigenen Charakter. Grosse Gesten der Linien begleiten und antizipieren die Bewegung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen den Stockwerken. Für die Wand des Auditoriums entwarf Levi einen handgefertigten Wollteppich. Er ergänzt die monochrome Schlichtheit der Treppen und integriert deren ausdrucksstarke Linien in ein lebendiges, farbenfrohes Muster.

Der Text von Herzog & de Meuron wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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