Sowjetisches Design im Wandel der Zeit
Konstantin Melnikov, V. Kurochnin. Gosplan garage in Moscow (1934–36). Photograph, late 1930s. © Shchusev State Museum of Architecture collection
Sowjetisches Design wird häufig als massiv, unergonomisch und uniform bewertet. Ab den 1920er-Jahren und hinter dem Eisernen Vorhang entwickelten sich jedoch etliche Stile, die diesem Bild widersprechen und deren zum Teil schwierige Beziehungen zum Regime in diesem Buch aufgerollt werden. Sie reichen vom Konstruktivismus, Rationalismus und Suprematismus über den sozialistischen Klassizismus hin zum sowjetischen Art déco der 1930er-Jahre, das vor 1946 vom Austausch mit ausländischen Architekten und Künstlern profitierte. Nach dem für die Massen produzierten modernistischen und funktionalen Mobiliar der 1950er-Jahre kehrten bald Einflüsse der frühen Avantgarde und des Bauhauses in das sowjetische Design zurück. Der Niedergang des Regimes schliesslich führte zu visionären Arbeiten einer neuen Designergeneration.
Erstmals bietet dieses Buch, basierend auf Material aus erst seit Kurzem zugänglichen Archiven und mit einer Vielzahl an bisher unveröffentlichten Dokumenten, einen umfassenden Einblick in die innenarchitektonischen Leistungen zwischen revolutionärer Avantgarde und sozialistischem Modernismus.
Gevorg Kochar, Mikhael Mazmanyan. Canteen building at the Sanatorium for Writers on Lake Sevan in Armenia (1969). Photo Mikhail Churakov. 1970s–1980s. © Shchusev State Museum of Architecture collection.
Kristina Krasnyanskaya ist Kunsthistorikerin und Gründerin der Heritage International Art Gallery in Moskau. Sie kuratierte 2015 die Ausstellung Soviet Design: From Constructivism to Modernism: 1920s–1960s in Zusammenarbeit mit dem Moskauer Schtschussew-Museum für Architektur.
Alexander Semenov ist Experte für sowjetisches Design und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Staatlichen Stieglitz-Akademie für angewandte Kunst und Design in St. Petersburg. Er hat zahlreich zu Mobiliar und Innenarchitektur aus der Sowjetzeit publiziert.