Materialfusion – Symphonie der Kontraste am Salone del Mobile

 

Messe

Veröffentlicht am 06. Mai 2024 von
Sabrina Hobi

Trotz der unterschiedlichen Ausgangslagen, Ziele, Werte und Traditionen präsentiert sich eine Gemeinsamkeit: das Kombinieren von diversen Materialien zu einem harmonischen Ganzen. Dazu drängen sich die Fragen auf, wie die Elemente aufeinandertreffen, ineinandergreifen, sich abgrenzen oder miteinander verschmelzen. Die Designer*innen und Brands präsentierten eine vielfältige und komplexe Bandbreite an möglichen Antworten.

So kombiniert die schweizerisch-schwedische Textilgestalterin Estelle Bourdet einzelne Stoffreste mit einer traditionellen schwedischen Webtechnik zu unikaten Teppichen. Als Basis für die textilen Objekte dienen ihre digitalen Skizzen. Umgesetzt werden die haptischen Kompositionen am Handwebrahmen von der Designerin selbst. Gegensätzlich dazu präsentiert sich die Ausgangslage vom Brand Porro. Der deutsche Designer Werner Aisslinger kombinierte für die Firma eine harte, statische Metallbank mit einem weichen Polster zur neuen Bank «Quilt bench». Nicht verwoben, sondern haptisch und farblich klar getrennt, wurden die Materialien der Funktionalität entsprechend eingesetzt – Statik trifft auf Ergonomie. Ebenfalls mit dem Fokus auf eine vielfältige Nutzung stellte Living Divani die Struktur «Halfsquare» vor. Giacomo Moor verbindet bei seinem Entwurf nicht nur Holz mit Metall, sondern lässt eine Kombination über die Materialität hinaus zu. So können die in sich statisch geschlossenen Elemente der Funktion entsprechend in vier verschiedenen Höhen arrangiert werden.

Estelle Bourdet greift für ihre Teppiche auf traditionelle Muster zurück und webt ästhetische Brüche ein. | Foto: Sebastien Agnetti
Der Stoffbezug der «Quilt bench» von Porro ist im Gegensatz zum Untergestell in verschiedenen Farben erhältlich. | Foto © Porro
Bei «Halfsquare» von Living Divani können die einzelnen Elemente individuell zu vier verschiedenen Höhen kombiniert werden. | Foto: Francesco Caredda

Vom Fokus auf die Multifunktionalität abgelassen und dafür die Fusionierung als Ziel gesetzt hat sich Faye Toogood mit ihrem Rude Arts Club. Ihre Werke bewegen sich zwischen Architektur und Design, zeitgenössischer Kunst, Mode und Illustration. Ersichtlich wird dies am Piazza Santo Stefano mit der Präsentation ihrer jüngsten Arbeiten: die «Rude»-Teppiche für cc-tapis und die Kollektion «Cosmic» mit Polstermöbeln und Möbeln für Tacchini – alles kombiniert zu einer einheitlichen Raumstimmung. Von der Atmosphäre ganzer Innenräume zum einzelnen Objekt: ClassiCon findet mit dem «Volkshaus Lounge Chair» von Herzog & de Meuron eine handwerklich anmutende Antwort auf die Frage des Kombinierens. Die Struktur besteht aus massivem Eichenholz und ist mit einer strapazierfähigen Kordel bespannt. Die komplexe Konstruktion des Gestelles, inspiriert von traditionellen Holzverbindungen aus der japanischen Architektur, verleiht dem asymmetrischen Möbel einen skulpturalen Charakter. Ebenfalls komplex konstruiert, jedoch kombiniert mit künstlicher Intelligenz, präsentieren sich die Objekte der Ausstellung «Artisan Intelligence» von Francesca Müller. Die Designerin verbindet das traditionelle Textildesign und Kunsthandwerk mit modernen Technologien. Daraus hervor gehen die geometrisch geformten Vorhänge «Urbana» und «Biophilia», der Pouf «Metaluna», der handgetuftete Teppich «Arco» und in Zusammenarbeit mit Cole Brekoo von MONDiLAB der Wandteppich «Metapolis». Diese frischen Ansätze erlauben differenzierte Lösungsvorschläge und bieten Raum für weiterführende Kombinationsmöglichkeiten.

Der «Blue Tit» gehört zur Teppichkollektion «Rude» von Faye Toogood für cc-tapis – inspiriert von den Gemälden des Künstlers Francis Bacon. | Foto: Andrea Ferrari
Das Gestell des «Volkshaus Lounge Chair» von ClassiCon besteht aus Eichenholz und ist mit einer Kordel bespannt. | Foto © ClassiCon
Die Objekte der Ausstellung «Artisan Intelligence» von Francesca Müller enstanden in Kombination mit künstlicher Interlligenz. | Foto: Francesca Müller

Die Objekte der Ausstellung «Artisan Intelligence» von Francesca Müller enstanden in Kombination mit künstlicher Interlligenz. | Foto: Francesca Müller

Die Objekte der Ausstellung «Artisan Intelligence» von Francesca Müller enstanden in Kombination mit künstlicher Interlligenz. | Foto: Francesca Müller

Zu den weiteren Berichten vom Salone del Mobile folgen Sie den Links: Fliessend, Lichtblicke, Wasser, Feuer und Dampf und Mutig und vielfältig

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