Arc Award Classic 20/21 – Interview mit Jurypräsident Dominique Salathé

Veröffentlicht am 26. Mai 2021 von
Katharina Wyss

Dominique Salathé

Dominique Salathé am Ende der Juryreise auf dem Balkon des Tour les Ailes im Eco-quartier «les Vergers» in Genf im Januar 2021. Zwei Projekte dieses Neubauquartiers wurden für den Arc-Award nominiert.

Dominique Salathé am Ende der Juryreise auf dem Balkon des Tour les Ailes im Eco-quartier «les Vergers» in Genf im Januar 2021. Zwei Projekte dieses Neubauquartiers wurden für den Arc-Award nominiert.

Der Arc-Award Classic 20/21 prämierte die besten Schweizer Bauten, die in den letzten drei Jahren fertiggestellt wurden. Aus 309 Einreichungen wurden die Gewinner in den Kategorien «Öffentliche Bauten, Industrie und Gewerbe», «Wohnbauten: Ein- und Zweifamilienhäuser»; «Wohnbauten: Mehrfamilienhäuser und Überbauungen» sowie «Transformation: Sanierungen und Umnutzungen» ausgewählt.

Dominique Salathé spricht im Interview über seine Erkenntnisse und Erlebnisse als Jurypräsident des am 19. Mai verliehenen Architekturpreises.

Was motiviert Sie, sich als Jurypräsident beim Arc-Award zu engagieren?

Es ist eine wunderbare Art, mich mit dem aktuellen Architekturschaffen der Schweiz auseinanderzusetzen. Dabei ist es essentiell, eine Auswahl von relevanten Bauten vor Ort zu besichtigen.Die räumliche Qualität und die kontextuelle Einbettung kann man nur in der Realität, im Konkreten erfahren. Dazu kommt, dass ich die Diskussion mit meinen Jurykolleginnen aus den anderen Landesteilen sehr schätze. Wir nehmen unsere Arbeit ernst, dementsprechend intensiv sind unsere Diskussionen.

Wie entwickelt sich die Schweizer Baukultur? Welche Tendenzen im Bau- und Planungsgeschehen konnten Sie anhand der Einreichungen feststellen?

Evident ist sicher, dass ökologische Fragen zunehmend die Planer beschäftigen. Die Klimafrage als Entwurfsfaktor ist nun endlich bei den Bauherrschaften und den Architekten angekommen. Der Umgang mit neuen Materialien und einfachen, intelligenten und nachhaltigen Systemen bietet neue Chancen. Aber die Sorglosigkeit bleibt erschreckend, die Masse an banalen und gesichtslosen Architekturen ist eindrücklich. Das haben wir bei unserer Juryreise durch die Schweiz deutlich erfahren. Alles sieht überall immer gleicher aus, das ist schade. Aber es gibt zum Glück immer wieder herausragende Beispiele, die mit grosser Sorgfalt entwickelt sind und die Hoffnung geben.

Unter welchen Konditionen entsteht gute Architektur? Gibt es erfolgreiche Modelle des Zusammenspiels von Planern und Bauherren, die Sie aus diesem Wettbewerb ableiten können?

Gute Architektur ist immer ein Zusammenwirken vieler Faktoren. Neben fähigen Architekten und Planern braucht es vor allem eine gute Bauherrschaft und ein sinnstiftendes Programm. Nur im Dialog entsteht hochstehende Baukultur; die ausgezeichneten Bauten zeigen alle auch ein bisschen Herzblut, die über eine perfekte Dienstleistung hinausgeht. Deshalb sind zum Beispiel kaum Investorenprojekte unter den nominierten Projekten; hier fehlt das konkrete Gegenüber. Die Programme sind oft austauschbar - es geht in erster Linie um Gewinnmaximierung und Effizienz. Das banalisiert die Architektur und macht sie unspezifisch.

Im Bild: Dominique Salathé (links), Markus Hobi (Mitte), Leiter des Landwirtschaftlichen Zentrums in Salez, und Inès Lamunière (rechts)
Blick auf das Landwirtschaftliche Zentrum St. Gallen in Salez am Tag der Juryreise.

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