Aufwertung der Via Cademario

 
6934 Bioggio,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. März 2025
Enrico Sassi architetto Sagl

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Via Cademario, 6934 Bioggio, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2024
Links

Beschreibung

Gestaltung des öffentlichen Raums
Das Projekt definiert den öffentlichen Raum entlang der neugestalteten Achse der Via Cademario neu – einer Strassenverbindung, die den historischen Ortskern von Bioggio durchquert und die wichtige Verkehrsader der Strada Regina (Verbindung Lugano – Ponte Tresa) mit den höher gelegenen Gemeinden des Malcantone verbindet. Die Intervention umfasst eine Reihe von Massnahmen zur Wiederverbindung und Aufwertung der öffentlichen Räume und wurde in Synergie mit der Anpassung des Trassenverlaufs der Kantonsstrasse auf einer Gesamtfläche von 185 Quadratmetern realisiert. 
Das Projekt betrifft alle Bereiche, die der Fussgängerzirkulation gewidmet sind. Es beginnt talwärts mit dem «Eingangstor» der Gemeinde (einem Ort mit Brunnen und Grünflächen), setzt sich mit der Verbindung zur Piazza degli Orti und den Haltestellen des öffentlichen Verkehrs fort und endet bergwärts mit dem Zugang zum Gemeindehaus. Die Fusswege wurden mit Naturstein unterschiedlicher Arten gepflastert (insgesamt 1'100 Quadratmeter), neue Grünflächen wurden geschaffen (128 Quadratmeter) und ein Brunnen mit Kaskade errichtet (31 Quadratmeter). 

Ausgangslage
Oberhalb des Gemeindehauses fliesst der Bach Roncaccio, der früher offen den historischen Ortskern durchquerte. 1975 wurde das Gewässer überdeckt, um den Bau der heutigen Kantonsstrasse zu ermöglichen. Die Gestaltung entlang der Verkehrsachse war uneinheitlich mit Restfläschen von geringer Qualität. 
Der historische Ortskern ist seitdem durch die Via Cademario in zwei Teile geteilt: Der südliche Teil wurde mit Würfeln und Platten aus grauem Tessiner Granit gepflastert. Der nördliche Kern ist mit Würfeln aus Porphyr aus dem Trentino belegt, während die Piazza degli Orti mit rosa Porphyr aus Cuasso al Monte gepflastert ist. Hier dominiert eine rosa-violette Farbpalette. Die ursprüngliche Piazza degli Orti stammt aus den frühen 1980er-Jahren und wurde vom Technischen Büro der Gemeinde gestaltet. Der Platz bestand aus einer kreisförmigen Fläche mit rosa Porphyrwürfeln, einem halbrunden Podium mit drei Stufen und einer Grünfläche. Er wurde wenig genutzt. Die neue Gestaltung macht ihn nun wesentlich einladender.

Projekt
Das Projekt sieht die Aufwertung der Fussgängerbereiche auf beiden Strassenseiten vor, mit besonderem Augenmerk auf die Pflasterung und die öffentlichen Funktionen: Zugang zum Gemeindehaus, Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, Piazza degli Orti und das Eingangstor am Knotenpunkt mit der Strada Regina.
Das «Gedächtnis des Wassers» ist ein zentrales Thema des Projekts. Alle Gehwege wurden mit einem Muster aus den verschiedenen im Ortskern verwendeten Steinen (Granit und Porphyr) gepflastert, angeordnet in alternierenden Linien mit Würfeln und Platten. Das Projekt ist zugleich einheitlich und differenziert, es verbindet die städtischen Strukturen neu, wertet die bestehenden Elemente auf und schafft neue Anziehungspunkte. Die Wege des historischen Ortskerns wurden bis an den Strassenrand verlängert, wobei die ursprünglichen Pflasterungsmaterialien beibehalten wurden.
Von der Strada Regina aus kann man einen Grüngürtel und einen Brunnen mit einer Kaskade sehen. Sie ist eine stark befahrene Strasse und das Geräusch des Wasserfalls mildert den Verkehrslärm. Das Wasserbecken wird von Stufen eingefasst, die auch als Sitzgelegenheiten dienen. Die Struktur des Brunnens ist aus natürlichem, oxidiertem Stahl (Corten) gefertigt. An der Betonrückwand wurden Kletterpflanzen (Passiflora caerulea) gepflanzt und ein Trinkbrunnen errichtet. Der Grünstreifen, der an die Strada Regina grenzt, ist mit Gräsern und niedriger Vegetation bepflanzt und dient zugleich der Versickerung von Regenwasser (Regengarten).  
Auf der Piazza degli Orti wurde die ursprüngliche Gestaltung beibehalten und die Zugänglichkeit und Verbindung verbessert, indem Steinstufen ergänzt wurden, um sie mit dem Bürgersteig zu verbinden. Auf der anderen Seite wurde die Gestaltung der Stufen mit einem Blumenbeet aus Flusssteinen und einem Ahornbaum (Acer palmatum) vervollständigt. Dort wurde zudem ein Trinkwasserbrunnen geschaffen, für den ein altes Bronzerohr wiederverwendet wurde. Für die Bevölkerung wurde ein aromatisch duftendes Blumenbeet angelegt, inspiriert vom Ortsnamen «Orti».
Entlang der bestehenden Mauer wurde eine überdachte Haltestelle für öffentliche Verkehrsmittel mit Sitzgelegenheiten errichtet. Für das Rathaus schliesslich wurde der Zuweg mit einer neuen Bodengestaltung aufgewertet wobei der gleiche Stein zum Einsatz kam, der auch für die Bürgersteige verwendet wurde.

Das Projekt von Enrico Sassi architetto wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Estelle Gagliardi und Jørg Himmelreich publiziert.

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