Erweiterung Bezirksgericht Meilen

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8706 Meilen,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2024
raumfindung architekten gmbh
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Eingangshalle mit Kunst am Bau Aussenbild Fassadenansicht Erschliessung mit Signaletik Treppenhaus Erdgeschoss Wartebereich Obergeschoss Halle Obergeschoss Treppenhaus Obergeschoss Kunst am Bau Dachgeschoss Gerichtssaal 1 Erdgeschoss Gerichtssaal 2 Obergeschoss Gerichtssaal 6 Dachgeschoss Entrée und Empfangstheke Skulptur

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Untere Bruech 140, 8706 Meilen, Schweiz
Gebäudeart
Fertigstellung
01.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
2083 m²
Geschossfläche
2860 m²
Nutzfläche
2315 m²
Gebäudevolumen
10'687 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
11,6 Mio. CHF
Parkplätze
34

Beschreibung

Die bestehende Bezirksanlage Meilen erhält mit dem Erweiterungsbau des Bezirksgerichts eine neue Adresse. Sämtliche Publikumsnutzungen des Gerichts werden durch Raumfindung Architekten in den kompakten, dreigeschossigen Neubau ausgegliedert. Die Raumfolge ist spezifisch für den Gerichtsalltag massgeschneidert.

Ausgangslage

Die bestehende Bezirksanlage wurde 1954 nach den Plänen des Architekten Dr. Hermann Fietz erstellt und umfasste den Gerichtsbetrieb, den Gefängnisbau im Norden sowie das frei stehende Bauvolumen für den Stützpunkt der Kantonspolizei Zürich. Im Jahre 2009 wurde westlich des bestehenden Gerichtes eine Erweiterung gebaut, welche den zusätzlichen Bedarf an Büroarbeitsplätzen deckte. Aufgrund Platzmangels im Verwaltungsbetrieb des Gerichtes wurde 2015 ein offener Projektwettbewerb zur Erweiterung des Gerichtes mit sieben Gerichtssälen ausgeschrieben.

Entwurfsidee

Der Baukörper besteht aus einer Komposition von drei ineinander verschränkten Teilvolumen und nimmt Bezug auf umliegende Gebäudefluchten aus dem bestehenden Wohnquartier. Die Fassadengestaltung erfüllt in der Materialität und der allseitigen Orientierung den Anspruch eines öffentlichen Gebäudes. Dank dem getünchten Mauerwerk und der farblichen Einpassung in die bestehende Bezirksanlage oszilliert das neue Gerichtsgebäude zwischen Repräsentant der staatlichen Rechtsbesprechung mit selbstbewusstem Auftritt und demokratischer Bescheidenheit. Diese Gratwanderung im architektonischen Ausdruck verleiht dem Bezirksgericht eine elegante und würdevolle Erscheinung, ohne in übertriebene Machtdarstellung zu verfallen. Der Neubau wird in der südwestlichen Parzellenecke situiert und der adressbildende Vorplatz wird als freundliche Empfangsgeste wahrgenommen. Die neu gepflanzte Gerichtslinde wird von einer grosszügigen Rundbank umrahmt. Ein überhohes Eingangszimmer, in dunkel gebeiztem Eichenholz ausgekleidet, bildet den freundlichen Auftakt für die Anmeldung der Gäste an der Empfangstheke. Erst im Anschluss nach der Sicherheitsschleuse erfolgt der Eintritt in die Eingangshalle der Gerichtsräumlichkeiten. Das Raumkonzept ist für den Gerichtsbetrieb massgeschneidert. Die sieben Gerichtsäle sind über die drei Geschosse verteilt und verfügen alle über eine Wartenische und ein angrenzendes Dialogzimmer.

Projektierung

Die Gebäudehülle ist als massiver zweischaliger Konstruktion aus Klinker erstellt und mit einer Kalkschlemme versehen. Die monolithische Fassade weist eine hohe Lebensdauer auf. Die Technikzentrale für die Lüftungsanlagen wurde in einem Zwischengeschoss über dem Erdgeschoss positioniert. Dadurch entstehen kurze Leitungsführungen. Die Wärme- und Kälteleistung wird mit den Erdwärmesonden und der Wärmepumpe bereitgestellt. Die Wärmeabgabe erfolgt mit einer Fussbodenheizung. Der Strombedarf für das Heizsystem wird über eine auf dem Dach installierte PV-Anlage gewährleistet. Der Komplex wurde gemäss dem Minergie-P-Standards erstellt und zertifiziert. Die kammerartige Gebäudestruktur der inneren Raumfolge ist aus sandgestrahltem Sichtbeton materialisiert. Die Gebäudestabilität wird über die innen liegenden Betonscheiben gewährleistet und durch die dezentralen Fassadenscheiben unterstützt. Die Spannweite von elf Metern im Gerichtssaal 1 wird mit einer Rippendecke aus Ortbeton überspannt. Die Erschliessungszone ist in Sichtbeton und Terrazzo mit gebrochenem Andeerkies ausgeführt. In den Gerichtssälen sind die Wände für eine optimale Akustik in Holz mit partieller Mikroperforation verkleidet. Die massive Gebäudestruktur dient als Wärmespeicher. Der Klinker garantiert eine unterhaltsarme und langlebige Fassade.

Das Projekt von Raumfindung Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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