Stadthalle Zürich (Burkhalter Sumi Architekten)

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8004 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. April 2020
Oxid Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Stadthalle_Eingang Morgartenstrasse Stadthalle_Aussenansicht Stadthalle_Tremola 1 Stadthalle_Tremola 2 Stadthalle_Lichthof 1 Stadthalle_Lichthof 2 Stadthalle_Lift Stadthalle_Büro 1 Stadthalle_Büro 2 Stadthalle_Eingang Lobby Stadthalle_Sitzungszimmer

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Morgartenstrasse 5a, 8004 Zürich, Schweiz
Fertigstellung
07.2019
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
1574 m²
Geschossfläche
3470 m²
Nutzfläche
2200 m²
Gebäudevolumen
15'260 m³
Anzahl Arbeitsplätze
120
Parkplätze
9

Beschreibung

Erst Veranstaltungsort, dann Garage, ist die 1906 erbaute Stadthalle jetzt Sitz von Schweiz Tourismus. Mit der jüngsten Umnutzung wurden die vorgefundenen konstituierenden Elemente der beiden vorgängigen Epochen mit den Bedürfnissen des neuen Mieters überlagert & bilden zusammen ein stimmiges Ganzes

Ausgangslage

Die von Oscar Brennwald erbaute Stadthalle war einer der ältesten Versammlungssäle Zürichs. Sie steht im Hof eines der typischen Aussersihler Blockränder, nur über eine Passage unter dem Blockrand hindurch mit der Morgartenstrasse verbunden. Der stützenfreie Saal mit Bühne wurde über Oblichter und grosse Rundbogenfenstern belichtet. Die Decke wurde als eine der ersten Decken in der Schweiz mit einer filigranen Stahlbinderkonstruktion über 20m Breite gespannt. 1949 wurde auf ziemlich brachiale Weise eine Autogarage mit zwei Zwischenböden und Autolift eingebaut. Die Passage wurde befahrbar.

Entwurfsidee

Die Umnutzung der Stadthalle als Hauptsitz von Schweiz Tourismus bezieht die beiden konstituierenden Zeitepochen (ursprüngliche Halle und spätere Garage) mit ein und überlagert diese mit den räumlichen Bedürfnissen des neuen Mieters. Die Passage als eigentliche Adresse wird tunnelförmig überformt und führt unter dem Blockrands hindurch ins Gebäude im Hinterhof. Ein kreisförmiges Drehtor markiert den repräsentativen Eingang zur Morgartenstrasse.
Vor dem Bühnenbogen und vor der Ostwand werden die Garagendecken über je eine Achse entfernt. Damit wird der Saal und der Bühnenbogen wieder in seinen ursprünglichen Dimensionen erlebbar. Ein Glaslift und eine geschwungene Rampenanlage in Analogie zur Tremola (der steilen, kurvigen Alpenpassstrasse) verbinden die drei Geschosse miteinander.
Unter den ertüchtigten Oblichtern werden die Garagendecken herausgeschnitten um wie Lichtkanonen nun zenitales Tageslicht bis ins Erdgeschoss zu bringen und die Geschosse miteinander zu verbinden.
Der oberste Garagenboden wird auf beiden Längsseiten gekürzt und mit geschlossenen schalldämmenden Brüstungen versehen. Damit entsteht ein eigentliches Galeriegeschoss und seitlich zweigeschossige Bereiche unter der gevouteten Decke. Im ehemaligen Bühnenbereich wird die westliche Stirnwand innerhalb der bestehenden Lisenen geöffnet, um auch in den stirnseitigen Büros Tageslicht zu generieren. Tiefe Lamellen schliessen die Wand von Aussen bei seitlicher Betrachtung und wirken als brise-soleil.

Projektierung

Die denkmalgeschützten Malereien an Wand, Decke und Bühnenbogen wurden, soweit noch vorhanden, sorgfältig restauriert und wiederhergestellt. Das ehemalige Innenbild - in der Nische bei der Reception wieder an die Wand gemalt - bildet denn auch das konstituierende Element der denkmalpflegerischen Intervention. Beide Längsseiten werden mit den charakteristischen Rundbogenfenstern versehen und die ursprünglichen nördlichen Anbauten abgebrochen. Im Innern entsteht neu ein achsialsymmetrischer, auf beiden Längsseiten belichteter Raum. Das Infill der Struktur der Garage setzt sich, komplett weiss gestrichen, von den warmen Farbtönen der Hülle ab und bleibt als Epoche lesbar.
Die Fassade im Hof wird Aussen gedämmt und mit einem graubraunen Kratzputz verputzt. Die bestehenden Fenstergewände und Kreuzstöcke der Rundbogenfenster im 1.OG bleiben hinter den vorgesetzten Kastenfenstern in ihrer ursprünglichen Dimensionen sichtbar. Das leicht auskragende Kastenfenster spiegelt die Fassaden der Hofgebäude, zeugt von der neuen Intervention und übernimmt die Funktionen von Sonnenschutz, Absturzsicherung und schützt vor Verschmutzung. Das Dach ist ebenfalls neu gedämmt und wiederum mit einem Blechfalzdach versehen.
Dank der Wiederverwendung der bestehenden Struktur, der hohen Kompaktheit, der konsequenten Dämmung und der fossilfreien Primärenergie (Grundwasser) erfüllt das Gebäude die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und Klimarelevanz.

192080802