Städtisches Holzhaus
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Januar 2016
Teilnahme am Swiss Arc Award 2015
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Architektur / Städtebau
Der Bauplatz befindet sich am Übergang zwischen städtischer Zeilenbebauung am Hang und einer grossen Grünfläche mit sporadischer, kleinteiliger Bebauung. Stilistisch ist der Ort bunt durchmischt: vom ländlichen Bauernhaus, Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert, Genossenschaftswohnungsbau aus den 50er Jahren bis hin zu modernistischen Wohnhäusern.
Die von Anfang treibende Grundidee des Entwurfs ist ein Raumgitter oder ein Skelett, das sich durch seine Flexibilität in die Form des Bauplatzes und in die Topographie einfügen kann. Die Fassadenabwicklung und Abterrassierung verzahnt das Gebäude mit der Gartenseite und schafft viele private Aussenräume.
Das Gebäude reagiert auf die Dualität des Bauplatzes: es wird über die städtische Nordseite erschlossen und folgt der Strassenflucht. Im Westen bietet der viergeschossige Kopfbau dem fünfgeschossigen Stadthaus ein Gegenüber. Die Südseite dagegen richtet sich gegen den Garten und biete Aussicht in die Landschaft. Grosszügige Veranden, Dachterrassen und Lauben entstehen durch eine gefaltete Fassadenabwicklung und der Abterrassierung des Gebäudevolumens. Der Bau folgt so der Topographie und schafft gleichzeitig einen Übergang zwischen grossmasstäblicheren Stadtzeilen und zweigschossigen Mehrfamilienhäusern.
Fassade und Ausdruck
Die zwei sehr unterschiedlichen Seiten werden durch eine tektonische Fassadengliederung zusammengehalten. Diese zeichnet das tragende Holzskelett nach und verleiht der Fassade zusammen mit den innen angeschlagenen Fenstern eine hohe Plastizität. Das Relief wird zusätzlich durch die Farbgebung unterstrichen, indem die Leibungen und Simse jeweils in weiss und die Ausfachungen/Flächen in grau gehalten sind. Prägend für den Ausdruck sind neben der klassischen Gliederung und der Farbgebung auch die feingliedrigen gusseisernen Brüstungen, die sich von der Holzfassade abheben und mit ihrer feinen Ornamentik ein verspieltes Element in die streng gegliederte Fassade bringen und zu einem Ausdruck gehobener Ferienarchitektur beitragen.
Referenzen wie alpine Hotels oder koloniale Villen sind durch die grosszügigen Verandas spürbar und bringen die Idee des gehobenen „Residenzwohnens“ zum Ausdruck.
Wohnungen
Die zweigeschossigen Clusterwohnungen verfügen über einen grosszügigen Gemeinschaftsbereich, der sich über beide Geschosse erstreckt und über die zentrale Wohnhalle verbunden ist. Der repräsentative Bereich im Eingangsgeschoss ist als diagonale Raumabfolge gestaltet: Eingang mit repräsentativem Entrée, zentraler Wohnhalle mit angrenzendem Essbereich und Küche mit Zugang zur gedeckten Veranda. Im oberen Geschoss befindet sich der ruhigere Wohnbereich mit Galerie und einem zweiten privaten Aussenraum.
Die zentrale Wohnhalle bringt Grosszügigkeit in die Wohnung und erhält von zwei Geschossen Licht bis in die Tiefe. Die diagonale Verbindung erzeugt Transparenz und Durchsichten, wobei die Räume trotzdem definiert werden. Das innen sichtbare Tragskelett fasst und zoniert die Räume zusätzlich.
Die Appartments lassen sich dank dem flexiblen Tragwerk frei im Grundriss einteilen – von der gekammerten Raumabfolge bis zur loftartigen Wohnung sind so verschiedene Wohnstile möglich.
Aussenraum
Die Residenzen haben jeweils mindestens zwei geteilte, grosszügige Outdoors. Vereinzelt haben auch Appartments kleine Aussenräume. Die Umgebung des Gebäudes ist relativ knapp, da fast die maximal mögliche Fläche bebaut ist. Im Zusammenhang mit dem Gefälle des Geländes und der Nähe zur Strasse oder den angrenzenden Wohnhäusern ist die übrige Fläche schwierig nutzbar, doch die grosszügigen Verandas bieten genügend Platz im Freien. Die Umgebung wird mit Ziergrün und Kräutergarten gestaltet und ist durch einen Weg betretbar. Vor dem Hauseingang schafft ein kleiner Vorplatz mit Hartbelag eine Adresse.
Materialkonzept
Sowohl die Tragstruktur als auch die Verkleidungen bestehen aus Holz. Die Wahl dieses Materials ist auf verschiedene Gründe betreffend Grundriss, Flexibilität, Nachhaltigkeit und Atmosphäre zurückzuführen.
Die Sichtbarkeit des Tragwerks im Innern prägt die Stimmung und definiert die Räume. Im Äusseren trägt das Holz zu einer Verfremdung der klassischen Fassade, die man normalerweise aus Stein kennt, bei. Die Logik des Tragwerks beeinflusst die Wohnungsgrundrisse und umgekehrt.
Die Fassade ist mit einer silbergrauen, vorpatinierten Holzschalung verkleidet. Die abwechselnd horizontal und vertikal verlegte Schalung hebt die Fassadenelemente voneinander ab. Die Leibungen, Simse und Dachabschluss sind mit einem Blech verkleidet. Der Sockel und die Mauer um das Grundstück bestehen aus Sichtbeton, welcher sich durch Brettschalungsmuster der Fassade angleicht. Der weisse Kunststeinsims bildet den Abschluss des Sockels.
Tragwerk und Konstruktion
Das Tragwerk besteht aus einem Holzskelett, welches durch die Deckenplatten, dem Treppenkern und einzelnen Wandscheiben ausgesteift wird.
System „Träger auf Stütze“, mehrgeschossig. Einteilige Hauptträger, die Stütze jeweils geschossweise unterbrechen (=höherer Verbindungsaufwand).
Das Skelett basiert auf einem 3.5 x 3.5m Raster, wobei die Träger auf den Stützen liegen. Die Skelettbauweise ermöglicht eine flexible Grundrisseinteilung.
Die Brettstapeldecke wird als Platte mit Winkelverbindern zwischen die Träger gehängt. Der darüberliegende Beton verbessert die Brand- und Schallschutzeigenschaften, die Steifigkeit und die Schwingungsanfälligkeit.
Die nichttragenden Wände sind in Holzrahmenbauweise ausgeführt (Rippen/Ständer mit horizontal aussteifender Holzwerkstoffplatten beplankt). Die Wohnungs- und Appartmenttrennwände bestehen aus einer zweiteiligen Tragkonstruktion, um die akustische Trennung zu gewährleisten.
Insgesamt kann ein grosser Teil des Gebäudes vorgefertigt und schnell montiert werden (Fassadenelemente, Decken, Innenausbau).