Bioprotopia – Designing the Built Environment

Veröffentlicht am 19. Juni 2024 von
Nina Farhumand

«Bioprotopia» tri­tt den Puls der Zeit, indem es eine Zukunftsvision präsentiert, in der Biotechnologie und Bauwesen harmonisch miteinander verschmelzen. Das Buch stellt innovative Prototypen und Methoden vor, die den Einsatz von Mikroorganismen in der Architektur ermöglichen und gleichzeitig die Selbstregeneration von Gebäuden fördern. Es beleuchtet sowohl die wissenschaftlichen als auch die kulturellen Herausforderungen, die mit dieser faszinierenden Entwicklung einhergehen.

OME-Details | Foto: Ben Bridgens

OME-Details | Foto: Ben Bridgens

OME-Details | Foto: Ben Bridgens

OME-Details: im Uhrzeigersinn von oben links: herausnehmbare Innenverkleidung aus Kork und Holzwolle; Betonplatten mit eingegossenen Befestigungen und vollständig abnehmbare holzverkleidete Wandpaneele; nach Süden ausgerichtete Polycarbonatfassade und markante Regenwassersammelrinne; Innenansicht der Polycarbonatfassade und des freiliegenden Holzrahmens.

OME – experimentiertes Gebäude für die Entwicklung und Erprobung biotechnologischer Prototypen
Flexible Prototypen und Ausstellungsräume innerhalb der OME | Fotos: Ben Bridgens

Was bedeutet «Bioprotopia»?

«Bioprotopia» ist ein Konzept, das die Beziehung zwischen biologischen Prozessen, lebenden Organismen und dem physischen Raum neu definiert. Die Vorsilbe «bio-» stammt vom griechischen Wort für Leben, «proto-» steht für Ursprünglichkeit und Innovation und «-topia» bezieht sich auf den Ort. Die Publikation thematisiert, dass Lebensräume nicht nur als gebaute Umwelt, sondern auch als biologisch-dynamische Orte verstanden werden sollten. Die Autor*innen schlagen vor, Räume durch unser Zusammenleben mit lebenden Organismen und biologischen Prozessen zu definieren und zu gestalten. Das Buch behandelt Themen wie «Von Netto-Null zur regenerativen Architektur», High-, Low- und Biotech-Ansätze bis hin zu biotechnologischen Prototypen. Es zeigt auf, wie Gebäude wachsen, sich selbst heilen und positive Kreisläufe schaffen können.

Die Publikation präsentiert keine Entwürfe oder Visualisierungen, sondern bietet einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung, der grafisch anschaulich aufbereitet ist. Dieser soll als Grundlage für zukünftige Experimente dienen, die zu innovativen architektonischen Bioprotopien führen könnte.

Mischwälder sind ein Beispiel für ein sich selbst erhaltendes Ökosystem. | Foto © Ben Bridgens

Mischwälder sind ein Beispiel für ein sich selbst erhaltendes Ökosystem. | Foto © Ben Bridgens

Mischwälder sind ein Beispiel für ein sich selbst erhaltendes Ökosystem. | Foto © Ben Bridgens

Können Gebäude wie komplexe biologische Ökosysteme funktionieren? Mischwälder sind ein Beispiel für ein dynamisches, komplexes, vielfältiges, multifunktionales, sich selbst erhaltendes Ökosystem. Im Gegensatz dazu sind moderne Wohngebäude statisch, haben eine begrenzte Funktionalität, sind während des Baus und des Betriebs umweltschädlich, verschlechtern sich im Laufe der Zeit und lassen sich am Ende ihrer Lebensdauer nur schwer wiederverwenden.

Studio-Apartment – Wohnräume innerhalb der OME | Foto: Ben Bridgens

Studio-Apartment – Wohnräume innerhalb der OME | Foto: Ben Bridgens

Studio-Apartment – Wohnräume innerhalb der OME | Foto: Ben Bridgens

OME-Projekt – biologische Prozesse und Systeme im Bauwesen

Der Beitrag über «Lookig Beyond Net-Zero to Regenerative Architecture» gibt einen faszinierenden Einblick in die innovative Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und biologischen Prozessen im Bauwesen. Der Fokus liegt auf der Überwindung der traditionellen Grenzen der Bautechnologie, um eine vielfältige und reiche natürliche Welt wiederherzustellen und zu erhalten. Besonders beeindruckend ist die detaillierte Darstellung der beiden Hauptherausforderungen: die Integration biologischer Experimente in die Bautechnik und die Einführung neuer Konstruktionsformen in eine konservative Bauindustrie.

Der Bau eines experimentellen Gebäudes an der Universität Newcastle, das OME, wird als Fallstudie zur Untersuchung dieser Herausforderungen herangezogen. Das OME-Gebäude, Teil des «Hub for Biotechnology in the Built Environment (HBBE)», fördert die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen. Es ist ein Testfeld für die Entwicklung von Prototypen biologischer Gebäudetechnologien im architektonischen Massstab und unterstützt die Kooperation mit der Öffentlichkeit. Die Fallstudie des OME bietet praktische Einblicke und zeigt die reale Umsetzbarkeit dieser Konzepte. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung einer zukunftsweisenden Baupraxis, die sowohl technologisch fortschrittlich als auch ökologisch nachhaltig ist.

«Locations of the Architectural Prototypes in the OME» | Schema: Armand Agraviador

«Locations of the Architectural Prototypes in the OME» | Schema: Armand Agraviador

«Locations of the Architectural Prototypes in the OME» | Schema: Armand Agraviador

Bioprotopia

Birkhäuser

Erste Ausgabe 2023

Sprache: Englisch

188 Seiten, 256 Abbildungen

20 x 27 cm

CHF 75.–

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