Hochhaus Birmensdorferstrasse

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8055 Zürich,
Schweiz

Veröffentlicht am 27. März 2023
Fischer Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Aussenansicht Aussenansicht Fassade Eingang Wohnen Eingang Wohnen Treppenhaus Gewerbe Korridor Wohnen Maisonette 2. Obergeschoss Loggia 8. Obergeschoss 10. Obergeschoss 10. Obergeschoss 11. Obergeschoss Bad Drohnenaufnahme

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Birmensdorferstrasse 308/310/312, Gutstrasse 1/3, 8055 Zürich, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
11 bis 20
Anzahl Kellergeschosse
2
Anzahl Wohnungen
30
Grundstücksfläche
1858 m²
Geschossfläche
7664 m²
Nutzfläche
6580 m²
Gebäudevolumen
24'776 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
24,0 Mio. CHF
Parkplätze
23

Beschreibung

Im Scheitel zweier städtischer Verkehrsachsen haben Fischer Architekten ein kleines Hochhaus realisiert, das eine namenlose Kreuzung in einen prägnanten urbanen Platz transformiert. Die feingliedrig gestaltete, dunkelgrüne Keramikfassade verleiht dem Baukörper eine eigene, starke Identität.

Ausgangslage

Das Grundstück an der Kreuzung von Birmensdorfer- und Gutstrasse in Zürich Wiedikon markiert den Übergang zwischen dem kompakten Stadtkörper der Gründerzeitquartiere und der offenen durchgrünten Gartenstadt. Mit dem Ersatzneubau für zwei bestehende Wohn- und Gewerbebauten entstand das Potenzial für eine Aufwertung der städtebaulichen Situation an diesem bedeutenden Verkehrsknoten. Anstelle einer Zeilenbebauung nach Regelbauweise wurde bewusst die Setzung eines Hochhauses gewählt.

Entwurfsidee

Der Baukörper entwickelt sich aus einem raumgreifenden polygonalen Sockel in einen gerichteten rechteckigen Schaft. Der Sockel greift die unterschiedlichen Geometrien des Ortes auf, fasst und klärt dabei sowohl die Strassenräume wie auch die halböffentliche Hofsituation im Übergang zum benachbarten Einkaufszentrum. Auf das Gefälle zwischen Birmensdorfer- und Gutstrasse und die entsprechend unterschiedlich hohen Traufkanten der jeweiligen Strassenzüge reagiert er in seiner Höhenentwicklung mit einer präzisen Abstufung der Volumetrie.
Zur Kreuzung hin generiert die von der Baulinie zurückversetzte Hauptfassade eine räumliche Aufweitung, die mit den umliegenden Bauten und Vorbereichen einen grosszügigen Raum von hoher Aufenthaltsqualität aufspannt. Das Hochhaus orientiert sich auf diesen kollektiven Stadtraum und bindet den neuen Vorplatz in den öffentlichen Raum ein.
Aus den Bedingungen des Ortes ergibt sich für die räumliche Definition des Sockelvolumens eine Ausrichtung auf die vier prägenden Aussenräume: Birmensdorfer- und Gutstrasse, den adressbildenden Platz sowie den rückwärtigen Hofraum. Daraus resultieren drei gegeneinander abgedrehte Volumen. Zum Platz hin wächst aus dem Sockel als dominante Struktur der Hochhausschaft mit einer parallel zur prägenden Birmensdorferstrasse verlaufenden räumlichen Schichtung.

Projektierung

Das mehrfach geknickte und abgestufte Gebäudevolumen wird durch eine modulierte und differenziert rhythmisierte Fassade charakterisiert. Subtile Störungen erzeugen dabei ein Spiel in den sich verschneidenden raumhaltigen Ebenen. In ihrer Höhenentwicklung weist die Fassade eine klassische Gliederung in Sockel, Mittelbereich und Attika auf, deren Übergänge durch leichte, zunächst kaum erkennbare Versetzungen der Stützelemente gekennzeichnet sind.
In ihrer Materialisierung nimmt die Fassade Bezug auf die Geschichte des Ortes: Das Areal liegt in einem ehemals für den Lehmabbau genutzten Gebiet, wovon noch heute mehrere Backsteinbauten in der näheren Umgebung zeugen. Die Formen der langlebigen, dunkelgrün glasierten Terrakotta-Kacheln wurden speziell für dieses Objekt angefertigt. Die Wölbung der einzelnen Keramikelemente unterstützt die Körperhaftigkeit und erzeugt eine je nach Blickwinkel differenzierte Wahrnehmung der Reflexionen auf der glatten Oberfläche. Zur Auszeichnung des Sockels sind die Kacheln im überhohen Erdgeschoss farblich abgestimmt mit einer matteren Oberfläche und robusteren Konstruktion ausgebildet.
Die dunkelgrüne Farbgebung schafft gegenüber den Nachbarbauten Kontrast und nuanciertes Zusammenspiel. Im städtischen Kontext akzentuiert Grün das jahreszeitlich wechselnde Farbspiel der ortsprägenden Bäume, während es in seiner Fernwirkung den Bezug zum landschaftsräumlichen Hintergrund des Uetlibergs sucht.

Realisierung

Die Platzgestaltung greift die Elemente der gegenüberliegenden Bereiche auf. Ein neuer Trinkbrunnen stellt den Bezug zum bestehenden Brunnen auf der anderen Strassenseite her und betont zusammen mit den runden Sitzbänken den öffentlichen Charakter des Platzes. Zentral für die räumliche Lesbarkeit der Platzfigur und den Zusammenhang über die Verkehrsströme hinweg sind malerisch gesetzte Grossbäume, welche zwischen den Platzfragmenten vermitteln.

Besonderheiten

Durch die Lage des Gebäudes an zwei stark befahrenen Strassen kam dem Lärmschutz bei der Planung eine hohe Bedeutung zu. Für jeden lärmempfindlichen Raum ein Lüftungsfenster ohne Grenzwertüberschreitung zur Verfügung zu stellen, erwies sich als nicht machbar. Die Grundrisse wurden so entworfen, dass betroffene Wohnungen zum Ausgleich über einen lärmberuhigten Aussenraum, Loggia oder Atrium sowie lärmabgewandte Lüftungsfenster für andere Zimmer verfügen.
Analog zur bereits bestehenden Nutzung auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung wird auch der Platz vor dem Hochhaus durch einen Gastrobetrieb mit Aussensitzplätzen bespielt. Detailhandel und ein Fachgeschäft sorgen zusätzlich für die an diesem Ort beabsichtigte Lebendigkeit. Die darüberliegenden, zum Platz ausgerichteten Geschosse werden der Lärmbelastung wegen als Büroflächen genutzt. Im Hochhausschaft und im in Richtung Uetliberg gelegenen Teil des Sockelgeschosses finden sich Wohnungen in sehr unterschiedlichen Formen, Grössen und Materialisierungen.

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