Siedlung Rötiboden

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8820 Wädenswil,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2024
Buchner Bründler Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Rötibodenstrasse 23/25, 8820 Wädenswil, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
10.2023

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
11
Grundstücksfläche
2804 m²
Geschossfläche
2878 m²
Nutzfläche
1856 m²
Gebäudevolumen
7968 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
12,3 Mio. CHF
Parkplätze
12

Beschreibung

Die neue Wohnsiedlung Rötiboden bietet elf familienorientierte, individuell ausgebaute Atelierhäuser – als moderne Neuinterpretation des Reiheneinfamilienhauses. Sämtliche Aussenflächen der beiden Gebäudegruppen werden kollektiv genutzt. So wird das Zusammenleben unterstützt und gefördert.

Ausgangslage
Oberhalb des historischen Zentrums von Wädenswil gelegen, wurde der Rötiboden bislang primär landwirtschaftlich genutzt. Um 1930 wurde eine Stiftung zur Förderung von Kindern mit geistiger Behinderung gegründet, deren Räumlichkeiten im Laufe des 20. Jahrhunderts stetig erweitert wurden und den Ort bis heute prägen. In den letzten Jahren erfolgte zudem eine bauliche Verdichtung, die den Rötiboden zu einem Wohnquartier anwachsen liess. Auf einer länglichen Freifläche sollte eine Siedlung mit hoher Wohnqualität entstehen, bei der das gemeinschaftliche Zusammenleben im Zentrum steht.

Entwurfsidee
Zwei zueinander leicht abgedrehte Reihenhausgruppen lassen einen grosszügigen Zwischenraum entstehen, der das gemeinschaftlich genutzte Zentrum der Anlage bildet. Mit einem Gemeinschaftsraum, einen Brunnen und mit markanten Wendeltreppen, die auf grosszügige Dachterrassen führen, trägt dieser Treffpunkt zu einem lebendigen Austausch zwischen den Bewohner*innen bei. Strassenseitig fasst eine Stützmauer den von der Strasse leicht abgesetzten Vorraum zu einem länglichen Platz, der die insgesamt elf Wohneinheiten räumlich zusammenbindet und Raum für Begegnungen und zum Spielen bietet. Die südlichen Laubenräume sowie die hangseitige Wiese sind über die zwei Wendeltreppen vom Zentrum aus erschlossen und können ebenfalls gemeinschaftlich genutzt werden. Für die zukünftigen Bewohner*innen der Atelierwohnhäuser stehen verschieden grosse Reihenhäuser zur Verfügung, die ihren Bedürfnissen angepasst werden können. Diese sind beidseitig orientiert und ihre Wohnfläche verteilt sich jeweils auf ein Garten-, ein Erd- und ein Attikageschoss. Die Attikaterrassen zum See stehen der privaten Nutzung zur Verfügung und bieten eine faszinierende Aussicht über den Zürchichsee und auf die Berge.

Projektierung
Bestimmend für die Grundstruktur der Wohnhäuser ist die Ausbildung des Tragwerks in Schottenbauweise. Hierbei werden die tragenden Wände in parellel Querrichtung angeordnet; gleichzeitig bleibt der Grundriss zwischen den Schotten flexibel. Überhohe, lichtdurchflutete Räume sowie mineralische Oberflächen lassen einen Werkraumcharakter entstehen. Zu dieser reduzierten, zurückhaltenden Raumstruktur bilden farblich abgesetzte und freistehende Module wie die Küche, das Bad und die Treppe einen spannungsvollen Kontrast. Verglaste Falttore in rohem Aluminium können grosszügig geöffnet werden und erweitern bei Bedarf den Wohnraum auf die verschiedenen Aussenflächen. Fallarmmarkisen erweitern die schlichte Grundvolumetrie und erzeugen eine belebte Silhouette.

Realisierung
Die Atelierwohnhäuser verfügen über unterschiedliche Grössen. Das kleinste Haus weist eine Nutzfläche von 123 Quadratmeter, das grösste eine Fläche von 222 Quadratmeter auf. Die drei Geschosse sind in Nord- / Südrichtung orientiert. Die Raumhöhen der Wohnungen betragen 3 und teilweise 3,75 Meter, und haben dadurch den Charakter von Werkhallen. Die Wohnungstrennwände sowie die Decken sind aus Sichtbeton. Auch der Boden ist als Hartbeton.
Die Drehflügelfenster aus Holz und Metall ermöglichen ein grosszügiges Öffnen der Wohnungen. Die eingebauten Elemente wurden in farbigem Stahl ausgeführt: die Wendeltreppen, Küchenzeilen, aber auch die kleinen internen Treppenstufen. Je nach Wunsch können die Geschosse durch weitere Zimmer unterteilt werden.

Besonderheiten
Im Zentrum der gesamten Anlage steht der Gemeinschaftraum. Er dient für ein gemeinschaftliches Mittagessen, ein abendliches Treffen oder zum Spielen und Musizieren. Der Raum steht allen Bewohner*innen zur Verfügung. Er orientiert sich auf den grosszügigen gemeinschaftlichen Vorbereich, der als Spiel- und Aufenthaltsort von den beiden Gebäuden und der Hofmauer gefasst wird.
Von diesem Ort aus führen zwei Wendeltreppen auf die Dachterrassen, welche gesamt eine Fläche von 450 Quadratmeter aufspannen. Ein Ort zum Gärtnern, Verweilen und Sonnenbaden, oder zu Grillieren. Es ist aber auch ein Ort, an dem man in Stille die faszinierende See- und Berglandschaft in der Ferne zu geniessen.

Das Projekt von Buchner Bründler wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Valentin Oppliger publiziert.
In Swiss Arc Mag 2025–1 ist zudem eine umfassende Architekturkritik zur Siedlung von Roman Hollenstein erschienen, die Sie hier online lesen können.

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