Umbau Choliberg

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4114 Hofstetten,
Schweiz

Veröffentlicht am 11. März 2025
Beck Oser Architekten ETH SIA GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Choliberg 12, 4114 Hofstetten, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
03.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
1041 m²
Geschossfläche
265 m²
Nutzfläche
195 m²
Gebäudevolumen
891 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
590'000 CHF
Parkplätze
2
Anzahl Betten
5

Beschreibung

Das am Rande des Dorfkerns gelegene Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde behutsam umgestaltet und erweitert. Das charakteristische Gebäude, bestehend aus einem Wohn- und einem Ökonomieteil, weist eine klare traditionelle Gliederung auf. Im Laufe der Zeit wurde die ursprünglich schmale Scheune durch einen Anbau mit Pultdach ergänzt. Im Zuge der aktuellen Umbaumassnahmen wurde das Raumangebot um zwei zusätzliche Zimmer erweitert, indem ein bestehender Zwischenboden in der Scheune entfernt wurde. Die neuen Zimmer sowie der verbindende Gang sind als isolierte und beheizte Boxen in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Diese Elemente wurden in die bestehende Struktur integriert, wobei der Gang rahmenlos verglast ist. Eine neu geschaffene Öffnung in der Bruchsteinmauer verbindet den Gang mit dem Obergeschoss des Wohnhauses und stellt eine funktionale wie räumliche Verknüpfung zwischen den alten und neuen Bauelementen her.

Erhaltung der bestehenden Bausubstanz und räumliche Wirkung
Ein zentrales Ziel der Umgestaltung war der Erhalt der Tragstruktur und der räumlichen Qualität des hohen, typischen Scheunenraums. Der Zwischenklimaraum ist auf der Innenseite winddicht verschlossen, während die strassenseitige Scheunentoröffnung vollständig verglast wurde. Die im Erdgeschoss gelegenen Räume dienen als Atelier. Die begehbare Decke über dem Einbau wird als Pflanzendeck genutzt und schafft eine zusätzliche Nutzungsebene. Ein wesentliches Gestaltungselement ist die Wahrung des ursprünglichen Erscheinungsbilds. Die historischen Klappläden und Tore, die einst für die landwirtschaftliche Nutzung erforderlich waren, wurden erhalten. In geschlossenem Zustand bleibt der Ausbau somit unsichtbar. Erst beim Öffnen der Tore wird das neue räumliche Konzept sichtbar und ermöglicht Passanten unerwartete Einblicke in das kunsthandwerkliche Schaffen des Eigentümers sowie in die harmonische Verbindung von Alt und Neu. Da die bestehenden Klappläden und Tore, die einst für die Anlieferung landwirtschaftlicher Güter und Maschinen benötigt wurden, erhalten werden konnten, bleibt die Umgestaltung nach aussen hin verborgen. Umso grösser ist die Überraschung für Passanten, wenn der Eigentümer die Tore öffnet, um Tageslicht für seine kunsthandwerklichen Arbeiten zu nutzen. So gewährt er nicht nur einen Einblick in sein Schaffen, sondern auch in das spannende Zusammenspiel zwischen den historischen Strukturen und den modernen Einbauten.

Funktionale Anpassungen im Wohnhaus
Im Wohnbereich beschränken sich die baulichen Eingriffe auf die Nassräume und die Küche. Das bestehende Badezimmer im Obergeschoss wurde in zwei separate Duschen aufgeteilt – eine mit direktem Zugang zum Schlafzimmer, die andere vom Gang und den neuen Zimmern aus erreichbar. Die Küche wurde umgestaltet und erhält nun eine direkte Verbindung zum Garten. Zudem öffnet sie sich maximal zum Esszimmer hin, wodurch eine grosszügigere und fliessende Raumwirkung erzielt wird.

Materialität und Konstruktion
Die neuen Einbauten folgen einem stringenten Materialkonzept. Die Boxen bestehen aus vorgefertigten Holzrahmenbauten, die aussen mit OSB-Platten verkleidet und dunkel gestrichen sind. Die Innenoberflächen sowie die Türen sind aus Sperrholzplatten gefertigt, während die Böden aus dunkel eingefärbtem Unterlagsboden bestehen. Dieses Materialkonzept schafft eine moderne, zurückhaltende Atmosphäre, die sich harmonisch in die historische Bausubstanz einfügt und gleichzeitig eine klare gestalterische Linie verfolgt. Die behutsame Umgestaltung respektiert die bestehende Architektur und ergänzt sie mit zeitgemässen Elementen, ohne den ursprünglichen Charakter des Bauernhauses zu verlieren. Die Kombination aus Alt und Neu sowie der bewusste Einsatz von Materialität und Raumorganisation machen das Projekt zu einem beispielhaften Modell für den sensiblen Umgang mit historischer Bausubstanz.

Das Projekt von Beck Oser Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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