Wohnen im Einklang
,
Schweiz
Veröffentlicht am 01. Oktober 2020
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Direkt gegenüber dem Stadion Letzigrund entsteht das Projekt, welches eine Antwort auf die Lärmbelastung der Strassen und der Sportanlage geben soll. Dies in Form eines Aussenraums, welcher als Lärmpuffer funktioniert.
Ausgangslage
In Abkehr von einer immer stärker auf den Sehsinn ausgerichteten Architektur möchte der Projektverfasser Sindusan Balasingam den Fokus wieder auf eine Vielfalt von Sinneswahrnehmungen legen: Das Hören, das Riechen, das physische Erleben – all diese Aspekte sollen das Thema des Wohnens (und Arbeitens) neu befruchten. Kann die «mehrfachsinnliche» Wahrnehmung zu neuen Typologien und Atmosphären führen und den plastischen Ausdruck unserer Wohnbauten wieder befördern? In welchen Raumkonstellationen sollen wir in der sich verdichtenden Stadt künftig zusammenleben?
Entwurfsidee
Mit einer sieben geschossigen Zeile und einem Kopfbau, welcher sich ins Stadtinnere nach Osten richtet, wird ein Baukörper erstellt, welcher den Lärm vom Stadion abschirmt. Dadurch wird die Südseite vom Lärm geschützt und ruhig gehalten. Zudem sind strassenseitig alle Wohnräume mit einer multifunktionalen Loggia, dem Hauptraum, ausgestattet und grosszügig nach Aussen geöffnet bzw. verglast. Dies um das Leben auf der Strasse in einer neuen Wohnform spürbar zu machen und einen Beitrag zu leisten, die Strasse belebter zu gestalten und aufzuwerten. Die Loggia dient als akustischer Schutz und als verbindendes Element zwischen Innen und Aussen.
Das Projekt besteht aus vier Häusern. Ein Treppengeschoss besteht aus zwei Wohnungen sowie einem gemeinschaftlichen Raum, der für alle Bewohner zugänglich ist. Pro Haus sind 12 grosse Wohnungen angedacht. Zusätzlich hat jedes Haus eine überdimensional hohe Gemeinschaftsloggia nach Süden und beim Kopfhaus nach Osten zur Stadt gerichtet.
Im Sockelgeschoss werden Räume für allgemeine Nutzungen wie Restaurant, Bar, Werkstätte und Büros und darüber die Wohnungen angeordnet. Von der Strasse gibt es über das offene Treppenhaus einen direkten Durchgang zum angehobenen Hof. Die Höhendifferenz zwischen Strasse und Hof findet aus akustischen Gründen statt, um den direkten Schall von der Strasse zu vermindern.
Das Dach bildet einen verbindenden Weg aller Häuser über das Treppenhaus. Über das Treppenhaus gelangt man auch in die Gemeinschaftsloggia.
Projektierung
«Man lebt und wohnt an der Strasse und schläft und erholt sich zum Hof»
«Nach oben abnehmende Raumhöhen erzielen einen Ausgleich der Wohnräume in Licht- und Schattenverhältnissen, Lärmlasten sowie Aus- und Weitsicht. Die Schlafräume sind jedoch niedrig gehalten.»
«Klimatisch, sowie architektonisch ist die Loggia, der Hauptraum, der Schlüssel zum ganzen!»
«Die baulichen Elemente sollen so angeordnet und ausgebildet werden, dass vielfältige Räume mit deutlich definierten Teilräumen und Unterräumen entstehen. Damit verbunden sind Dimensionierung, Proportionierung und Materialisierung!»
«Jeder, der in dichtbevölkerten, lärmbelasteten Gebieten wohnt oder arbeitet, braucht Pausen und Erholung in Ruhe in einer natürlichen Umgebung.»
«Mit Gemeinschaftsflächen soll das soziale System gefördert werden. »
Besonderheiten
Eine verglaste Loggia, ein Hauptraum, nach Nordosten orientiert, wird belüftet über das seitliche offene Treppenhaus und der nach Süden orientierte Gemeinschaftsloggia. Entlüftet wird über die Loggia mit einem direkt an der Fassade platzierten Lichtschacht. Die natürliche konstante Luftzirkulation im Aussenraum ermöglicht die angrenzenden Räume wie Wohnen, Küche und Essen ohne Strassenlärm direkt zu belüften. Der Aussenraum kann als Lärmpuffer resp. schützender Raum angesehen werden. Jedoch darf man in der Loggia auch laut sein. Auch ein Hitzestau im Sommer kann dadurch vermieden werden. Durch die Nordost Orientierung braucht es keinen Sonnenschutz.
Die Wohnung wird über den Aussenraum erschlossen und betreten.
An warmen angenehmen Vormittagen kann bei Sonnenlicht direkt an der Strasse zum Morgen gefrühstückt werden. An winterlichen Abenden kann im Cheminée ein Feuer angezündet werden, um draussen ein kleines Weihnachtsfest zu feiern und gemeinsam zu essen.
Ein kleines Wasserbecken, sowie Elemente mit den Möglichkeiten zu arbeiten, zu schreiben und zu sitzen stehen zur Verfügung. Zwei Öffnungsflügel geben die Möglichkeit, trotz Lärm, die Fenster zu öffnen und den Klang auf den Strassen zu hören.
Der Lichtschacht ist nach oben geöffnet und lässt den Klang des Regens in die Loggias eindringen. In der Loggia gibt es zwei Flügelfenster, welche geöffnet werden können. Die Absturzsicherung wird mit einem aus Beton angefertigten Pflanzenkasten gewährleistet. So werden die 4 Elemente, Feuer im Cheminée, Wasser im Becken, Luft im Lichtschacht und Erde im Pflanzenkasten komplettiert und attraktiv gestaltet.