Hochdorf im Wandel - Transformation Milchsüdi Areal
,
Schweiz
Veröffentlicht am 24. März 2023
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Neben pragmatischen Argumenten für eine Weiternutzung bestehender und funktionstüchtiger Strukturen gilt es auch den Erinnerungswert der Gebäudezeile zu erhalten. Die heterogene, über Jahrzehnte gewachsene Struktur ist eng mit der Geschichte von Hochdorf verbunden und wird städtebaulich präzisiert.
Ausgangslage
«Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit anderen Augen zu sehen.» Marcel Proust
Um- und Weiterbauen zwingt zur methodischen Sorgfalt. Es geht darum, sich scheinbar Bekanntem mit neuer, offener Perspektive anzunähern und so Potenziale und Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen.
Entwurfsidee
Wiederverwendung von Bauteilen als nicht nur ökologisches, sondern auch identitätsstiftendes Element anwenden. Charakter von Bauteilen einsetzen, um an der Geschichte und am Erscheinungsbild des Areals anzuknüpfen. Die Verwendung von prägenden Bauteilen bewahrt die Authentizität des Gebäudes und Akzeptanz an diesem industriell geprägten Standort. Der richtige Umgang mit solchen Bauteilen kann ganz gezielt zu räumlichen Qualitäten führen. Gegebenheiten, welche das stetig gewachsene Areal bietet, als Chance sehen und gezielte Eingriffe tätigen, um eine angemessene Transformierung vom Industriegelände zum Wohn und Dienstleistungsquartier zu schaffen.
Projektierung
Die Verwendung der bestehenden Struktur der Siloräumlichkeiten als offene Balkonschicht ermöglicht einen grosszügigen Aussenraum, welcher nur auf die sehr spezifische und eigenartige Nutzung als Milchsiederei zurückzuführen ist. Wo geschossübergreifende Maschinen, Abwurfanlagen, Kamine und Silos einst standen, helfen diese Perforierungen der Geschossdecken nun dem Lichteinfall der Wohnungen. Die Geschossigkeit der westlichen Gebäudehälfte entspricht nur teilweise jener der östlichen Gebäudeseite und lässt eine gewachsene und lebendige Balkonschicht entstehen.
Die Stahlbetonstützen des bestehenden Tragwerks werden in die Wohnungen integriert und gliedern zusätzlich die Wohnung. Bei der neuen Aufstockung prägt der wiederverwendete Fachwerkträger ebenfalls die räumliche Gliederung.
Besonderheiten
Wiederverwenden:
Die riesigen Fachwerkträger des bestehenden Parkdecks des Bahnhofs von Hochdorf soll gemäss SBB und Gemeinderat abgebrochen werden, aufgrund mangelnder Erdbebensicherheit. Dieses Tragwerk soll im Bereich der Aufstockung im 4. Obergeschoss als Dachkonstruktion für die Wohnungen dienen. Weiter werden die Fachwerkträger als tragende Brüstung der neuen Passerellen über die Gleise in Querrichtung ihrer ursprünglichen Ausrichtung genutzt und auf den vorhandenen Wandscheiben abgestützt.
Das Wiederverwenden der Fenster auf einer Fläche, welche unabhängig von den Geschosshöhen ist, ermöglicht eine bessere Einteilung bei variablen Grössen von Fenstern, welche durch Teilabbrüche des bestehenden Areals anfallen.
Die Geste, welche beabsichtigt, die ehemaligen Gitterzäune als Absturzsicherung der Balkonstruktur zu verwenden, geht ebenfalls über den funktionalen Wert des Wiederverwendens hinaus. Was einst das Areal von Hochdorf erfolgreich abgekapselt hat, soll nun neue Balkonstrukturen und die Dachterrasse erlebbar und sicher machen. Die unzähligen Metalltreppen des Bestandes finden hauptsächlich im Bereich der Balkonstruktur ihren Einsatz und können zu einem grossen Teil an Ort und Stelle belassen werden. Der Kamin ist ebenfalls wiederverwendet vom Bestand und ist auf die neue Nutzung als Heizzentrale im Untergeschoss zurückzuführen, welche sich in den riesigen Untergeschossen ohne Tageslicht und an solch zentraler Lage in einem Dorf mit fast 10’000 Einwohnern und ohne Wärmeverbund optimal anbietet.
Die Menschen von Hochdorf:
Die Gestaltung des Perimeters soll für die Menschen von Hochdorf spezifisch angepasst werden. Dazu gehört die Einbindung der vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen wie beispielsweise das Vereinsleben, Institutionen und Events.
Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2023 von Alex Hammer, HSLU