Wohnraum für Jugendliche in Algier

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16000 Algiers,
Algerien

Veröffentlicht am 17. April 2023
 
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Modell Innenraum Konzeptskizze des Daches Analyse Demografie Filmstill Innenhof Filmstill Schlafzimmer Modell Frontansicht Modell Querschnitt

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
16000 Algiers, Algerien
Projekttyp
Studierendenentwürfe
Fertigstellung
01.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Wohnungen
306
Anzahl Arbeitsplätze
544

Beschreibung

Das Entwurfsprojekt schafft dringend benötigten Wohnraum für junge Erwachsene in Algier. Mit einer einfachen Konstruktion und verschiedenen Wohntypologien wird auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Bewohner und die klimatischen Bedingungen der Topografie reagiert.

Ausgangslage

Das Entwurfsprojekt befindet sich im mediterranen Algiers, der Hauptstadt Algeriens. Eine soziologische Analyse offenbart eine für westliche Verhältnisse ungewöhnliche Demografie: Ein Grossteil der Bevölkerung ist jünger als 30 Jahre alt. Viele dieser Jugendlichen haben weder passenden Wohnraum noch eine berufliche Perspektive, was auch in der Hirak-Protestbewegung zum Ausdruck gebracht wird. Diese prekäre Ausgangslage war der Initiator für ein projektspezifisches Programm, in dem Wohnraum für junge Erwachsene geschaffen werden soll.

Entwurfsidee

Der Bauplatz befindet sich westlich vom Stadtzentrum auf den für Algiers typischen Hügeln von La Fantan. Städtebaulich orientieren sich die Gebäude an der traditionellen Casbah, der Altstadt von Algier. Öffentliche Nutzungen wie ein Jugendzentrum, Einkaufsmöglichkeiten und ein Restaurant befinden sich am Rand der Überbauung. Das bestehende Strassennetz wird genutzt, um die Siedlung auf verschiedenen Ebenen zu erschliessen. Die Gebäude, die entlang den Höhenlinien platziert sind, verschatten sich selbst und erlauben mit der kühlen Sommerbrise vom Meer ein angenehmes Klima in den engen Gassen. Innerhalb der Überbauung verbindet eine Treppe die verschiedenen Ebenen.
Traditionell spielt das Dach eine wichtige Rolle im Leben der Casbah. Es dient als zusätzliches Zimmer und wird tagsüber von den Frauen genutzt, da sie sich dort, ohne zu verschleiern, frei bewegen können. Es ist auch ein beliebter Treffpunkt in angenehmen Sommernächten und kühlen Wintertagen. Es entsteht eine Art Parallelwelt, die nur für die Bewohner erreichbar ist. Auch in diesem Projekt soll das Dach ein verbindendes und soziales Element der Siedlung sein. Kleinere Nischen erlauben eine gleichzeitige Nutzung von mehreren Gruppen. Die einzelnen Häuser werden durch Treppen zu einer Gemeinschaft verbunden. Verschattungsmöglichkeiten ermöglichen eine Temperaturregulierung.

Projektierung

Im Massstab der Wohnungen werden verschiedene Typologien geschaffen, die differenziert auf die klimatischen Bedingungen reagieren. Die untersten beiden Typologien sind tief in den Hang gebaut und nutzen dessen thermische Masse. Die aneigenbaren Räume auf Ebene der Gasse sind vielfältig nutzbar. So können sie beispielsweise als Start-up für Jungunternehmer dienen oder auch als Unterrichtsraum für Jugendliche. Ein Geschoss darüber befindet sich eine Wohnung mit zwei Schlafzimmer für eine kleine Familie. Innerhalb dieser Wohnung ermöglichen verschiedene Ebenen eine Trennung zwischen öffentlichen und privaten Bereichen. Ausserdem dringt das Sonnenlicht im Winter tief in die Wohnung. Einbaumöbel mit Lamellen helfen weiter die Privatsphäre innerhalb der Wohnung wie auch zur Gasse zu regulieren. Die dritte Typologie funktioniert als eine Art Gross-WG für alleinstehende Jugendliche. Im unteren Geschoss befindet sich ein geteilter Wohnraum mit Küche. Im oberen Geschoss befinden sich die Zimmer und Nassräume. Der zweigeschossige Wohnraum funktioniert analog zu einem vernakulären Innenhof und lässt die erwärmte Luft über das Dach entweichen. Im Dachgeschoss befinden sich Studios für Paare ohne Kinder und eine Wohnung für eine grössere Familie mit vier Schlafzimmer. Diese beiden Typologien orientieren sich an der tropischen Bauweise. Mit ihrer leichten Bauweise aus Holz können sie trotz starker Exponierung der Sonne die Sommerbrise nutzen und sind stetig durchlüftet.

Realisierung

Die Natursteine, die vor Ort abgebaut werden können und von Fernand Pouillon bis nach Frankreich verschifft wurden, werden als massive Wandschotten eingesetzt. Dabei wird nur ein Steinformat verwendet. Für die Auflager der Geschossdecken aus Holz werden diese gedreht. Die Konstruktionen innerhalb der Schotten werden aus Holz erstellt. Die Fassade besteht aus in sich steifen Holzrähmen, die sich überlagern. Sie regulieren die Privatsphäre für die Bewohner und tragen nebenbei zur Aussteifung der Schotten bei.

Next Generation Projekt eingereicht für den Arc Award 2023 von Patrick Gisler, Hochschule Luzern Technik und Architektur

Projektbeteiligte Unternehmen

Planung

Weitere Projekte

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